Nach dem Austausch der natürlichen Linse gegen eine Intraokularlinse (IOL) bei einer Katarakt-Operation (Grauer Star) oder zur Korrektur sehr starker Weit- oder Kurzsichtigkeit sowie Astigmatismus (Hornhautverkrümmung) können Brechungsfehler verbleiben, die für bestimmte Sehentfernungen weiterhin das Tragen einer Brille erfordern. Ein Grund dafür ist der nicht exakt vorhersehbare Abstand der Kunstlinse von der Hornhaut – trotz aufwendiger präoperativer Diagnostik, verbesserter Operationsmethoden und hoher Genauigkeit bei der Herstellung der Kunstlinsen. Die Add-on-Linse wird zusätzlich zur Intraokularlinse ins Auge eingesetzt, um bestehende Brechungsfehler auszugleichen. Zum Beispiel, wenn die eingesetzte IOL das Distanzsehen korrigiert, aber für das Sehen in naher und mittlerer Entfernung weiterhin eine Brille benötigt wird. In diesem Fall wird die Add-on-Linse vier bis sechs Wochen nach der ersten Operation vor die IOL implantiert, um brillenfreies Sehen auch in naher und mittlerer Entfernung zu realisieren; das Tragen einer Brille wäre unter Umständen nur noch bei Spezialaufgaben wie Computerarbeit erforderlich.
Der Einsatz einer Add-on-Linse kann selbst Jahre nach der Implantation der IOL erfolgen, wenn diese aufgrund der natürlichen Fortentwicklung der Fehlsichtigkeit nicht mehr ausreichend ist. Auch ein späterer Austausch der Add-on-Linse ist problemlos und schonend machbar. Weitere Vorteile sprechen für das Einsetzen einer Add-on-Linse als Alternative zu einem Austausch der IOL:
- Das Einsetzen einer Add-on-Linse ist präziser, da die exakte Position und Brechungskraft einfacher zu berechnen sind als bei einem Austausch der IOL im Kapselsack.
- Der Patient wird beim Einsetzen einer Add-on-Linse weniger belastet, da der Kapselsack, anders als bei einem Austausch der IOL, dabei nicht erneut geöffnet werden muss.
Zwei Linsen zur Korrektur starker Fehlsichtigkeiten
Zusätzlich zur Feinjustierung kann die Add-on-Linse bei der Korrektur starker Fehlsichtigkeiten dazu dienen, die Wirkung der Intraokularlinse zu verstärken. Dies ist sinnvoll, wenn die Hauptlinse alleine zu schwach wäre, um z. B. eine starke Hyperopie (Weitsichtigkeit) auszugleichen. Auch in diesen Fällen wird die Add-on-Linse vier bis sechs Wochen nach der Hauptlinse implantiert. Die Kombination einer IOL mit einer Add-on-Linse kann darüber hinaus auch in weiteren Fällen eine geeignete Lösung sein, da zwei Linsen geringerer Stärke insgesamt eine geringere Dicke haben als eine einzelne Linse höherer Stärke.
Grauer Star bei Kindern
Der Einsatz einer Add-on-Linse ist auch bei der pädiatrischen Kataraktchirurgie zu empfehlen, da sich die Refraktion bei Kindern wachstumsbedingt ändert. Die Add-on-Linse kann aktualisiert werden, ohne die Intraokularlinse im Kapselsack austauschen zu müssen.