Kurzsichtigkeit (Myopie) bei Kindern und Jugendlichen – Ursachen, Risiken und Behandlung

Schülerin mit Brille.

Kurzsichtigkeit hat Spätfolgen. Wir bieten Ihnen Vorsorge und Therapie.

Wenn Gegenstände in der Nähe scharf, solche in der Ferne verschwommen wahrgenommen werden, spricht man von Myopie oder Kurz­sichtigkeit. Zu den Ursachen gehören neben genetischer Veran­lagung auch veränderte Seh­gewohnheiten bei Kindern. Da Kurzsichtigkeit das Risiko für Netz­haut- und andere Augen­erkrankungen erhöht, empfehlen wir Kindern eine Myopievorsorge oder -management. Bei Bedarf raten wir zu einer Korrektur und Therapie mit MiYOSMART-Brillengläsern und ggf. einer Therapie mit Atropin-Augentropfen.


Termin buchen bei doctolib.de

Was ist Myopie oder Kurzsichtigkeit?

Illustration eines kurzsichtigen Auges mit Darstellung des Strahlengangs des einfallenden Lichtes.

Bei Kurzsichtigkeit, medizinisch Myopie genannt, ist der Augapfel zu lang oder die Brechkraft des Auges zu hoch. Parallel in das Auge einfallende Lichtstrahlen bilden ihren Brennpunkt nicht genau auf der Netzhaut, sondern davor. Dadurch sehen Kurzsichtige in der Nähe noch klar und deutlich. Je größer die Entfernung, desto unschärfer wird das Bild. Menschen die kurzsichtig sind, erkennt man häufig schon daran, dass sie sich beim Lesen sehr nah über das Buch beugen oder beim Blick in die Ferne die Augen etwas zusammenkneifen, um die Schärfentiefe zu erhöhen.

Eine Verlängerung des Auges um einen Millimeter – von 24 auf 25 mm – erzeugt ca. 2,7 Dioptrien (dpt) Kurzsichtigkeit.

Dieses Video wird erst angezeigt, wenn Sie Drittanbieter-Cookies, z.B. für YouTube, erlauben. Mehr darüber in unseren Datenschutzhinweisen.

Was ist Kurzsichtigkeit?

Dr. Kaymak veranschaulicht das Phänomen der Kurzsichtigkeit.

Wie wird Myopie gemessen?

Die Brechkraft eines optischen Systems wird in Dioptrien gemessen, abgekürzt mit dpt. Die Werte geben die Stärke der Korrektur an – also die Brillenwerte – die notwendig ist, um die Fehlsichtigkeit auszugleichen. Bei Kurzsichtigkeit sind diese Werte negativ:

  • Bis -1 dpt liegt eine leichte Kurzsichtigkeit vor, die nicht dauerhaft korrigiert werden muss.
  • Bis -3 dpt ist eine Korrektur in vielen Situationen notwendig.
  • Ab -3 dpt bis -6 ist eine dauerhafte Korrektur notwendig.
  • Ab -6 dpt spricht man von hoher Myopie.

Welche Risiken und Spätfolgen sind mit hoher Myopie verbunden?

Ab -6 dpt spricht man von hoher Myopie. Sie erhöht das Risiko für Folgeerkrankungen wie Netzhauterkrankungen, grauen Star oder grünen Star schon ab 40 Jahren erheblich:

  • grauer Star: 3,3-faches Risiko
  • grüner Star: 14-faches Risiko
  • Netzhauterkrankungen: ca. 10-faches Risiko

26 Prozent der 40-60jährigen mit einer Visusverschlechterung ( < 0,5 dpt) leiden unter einer Myopie-assoziierten Netzhauterkrankung.

Warum sollte Myopie bei Kindern nicht nur korrigiert, sondern auch behandelt werden?

Je früher Kinder kurzsichtig werden, desto stärker wird diese Sehschwäche im Erwachsenenalter ausgeprägt sein, weil der Augapfel bis zum 30. Lebensjahr wächst. Mit hoher Myopie geht bereits im mittleren Erwachsenenalter ein erhöhtes Risiko einher, eine Netzhautablösung, einen grauen oder grünen Star zu entwickeln. Deshalb ist es ratsam, das Augenlängenwachstum zu kontrollieren, wenn das Auge eines Kindes stärker wächst als ein normalsichtiges Auge.

Das ist durchaus möglich, denn das Längenwachstum des Augapfels ist, wie wir heute wissen, nicht nur genetisch bedingt, sondern hängt unter anderem von den Sehgewohnheiten eines Kindes ab. So kann Naharbeit wie z.B. Lesen oder Arbeiten am Computer das Wachstum des Augapfels anregen, während es durch häufige Aufenthalte im Freien bei Tageslicht eher gebremst wird.

Eine herkömmliche Brille kann die Kurzsichtigkeit zwar korrigieren, ihr Fortschreiten aber nicht verlangsamen. Inzwischen gibt es jedoch Spezialgläser und weitere Therapien, mit denen wir das Wachstum eindämmen können, um Kinder vor den Spätfolgen einer hohen Kurzsichtigkeit zu schützen.

Spezialist für dieses Thema

Portraitfoto von Prof. Dr. Hakan Kaymak, Focus-Top-Mediziner

Prof. Dr. Hakan Kaymak, Focus-Top-Mediziner

Augenarzt, Augenchirurg und leitender Operateur

Die Vorsorge und das Management von Kurzsichtigkeit bei Kindern sind ein Schwerpunkt von Prof. Dr. Hakan Kaymak. Er hat seine Dissertation und weitere Publikationen zu diesem Themenkreis verfasst. Zu seinen weiteren Spezialgebieten gehören Makula- und Netzhauterkrankungen sowie die Behandlung des grauen Stars, die bei Kurzsichtigen früher als bei normalsichtigen Menschen auftreten können.

Welche Faktoren fördern die Entstehung von Kurzsichtigkeit?

Genetische Veranlagung

Die Wahrscheinlichkeit, kurzsichtig zu werden, hängt auch davon ab, ob und wie viele Elternteile eines Kindes kurzsichtig sind. Doch allein durch eine Vererbung kann die deutliche Zunahme von Kurzsichtigkeit nicht mehr erklärt werden:

  • 10 % – wenn kein Elternteil kurzsichtig ist
  • 30 % – wenn ein Elternteil kurzsichtig ist
  • 60 % – wenn beide Elternteile kurzsichtig sind

Veränderte Sehgewohnheiten

Studien von Prof. Frank Schaeffel zufolge, für die ihm 2012 der Europäische Sehforschungspreis verliehen wurde, wirken sich neben einer genetischen Veranlagung auch Umweltfaktoren wie Bildung, Beruf und Freizeitgestaltung auf die Entwicklung von Kurzsichtigkeit aus. Das liegt daran, dass die Abstimmung des Längenwachstums des Augapfels ein regelkreisgesteuerter Prozess ist. Zu viel Naharbeit und zu häufiger Aufenthalt in Innenräumen scheinen das Längenwachstum zu fördern, Tageslicht reguliert es. Warum Tageslicht? Es ist deutlich intensiver! Während Innenbeleuchtung zwischen 300 und 500 Lux liegt, beträgt der Wert im Freien 100.000 Lux an einem Sonnentag und immerhin noch 10.000 Lux an einem Regentag. Auch sportliche Betätigung kann sich positiv auf die Sehentwicklung auswirken. Noch effektiver ist es natürlich im Freien.

Junge auf einer Schaukel.

„Sehen braucht Sonne. Deshalb sollten nicht nur kurzsichtige Kinder so viel wie möglich im Freien sein.“

Prof. Dr. Hakan Kaymak

Welche Sehgewohnheiten beeinflussen die Entwicklung von Myopie?

Diese Sehgewohnheiten fördern die Entwicklung von Kurzsichtigkeit:

  • Zu viel Aufenthalt in Innenräumen (zu wenig Licht).
  • Sehr viel und langandauernde Naharbeit (z.B. Lesen, Smartphonenutzung bei weniger als 30 cm Abstand)

Diese Sehgewohnheiten hemmen die Entwicklung von Kurzsichtigkeit:

  • Aufenthalt im Freien (mindestens eine, am besten zwei Stunden täglich)
  • Blick in wechselnde Entfernungen, z.B. beim Sport

Verbreitung: Kurzsichtigkeit nimmt weltweit zu

Kurzsichtigkeit ist ein wachsendes Problem der Industrienationen. Über 1,4 Milliarden Menschen sind kurzsichtig, am stärksten betroffen ist Asien: In chinesischen Großstädten liegt die Rate bei über 90 Prozent, in Korea gibt es sogar 98 Prozent Kurzsichtige unter den Jüngeren.

Gemäß der Gutenberg-Gesundheitsstudie der Universität Mainz liegt die Myopiehäufigkeit unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland bei 35 Prozent. Unter den Hochschulabsolventen verzeichneten die Forscher sogar 53 Prozent.

Auch nach den Daten des European Eye Epidemiology Consortiums sind in Europa derzeit knapp 16 Prozent der 65- bis 69-Jährigen kurzsichtig. Bei den 55- bis 59-Jährigen haben schon fast 28 Prozent mindestens – 0,75 dpt und bei den 25- bis 29-Jährigen sind es gut 47 Prozent.

Das Brien Holden Vision Institute in Australien folgerte, dass im Jahr 2050 weltweit 50 Prozent der Menschen kurzsichtig sein werden und fordert aktive Maßnahmen dagegen.

Welche Spätfolgen hat Kurzsichtigkeit für die Gesundheit der Augen?

In einem kurzsichtigen Auge sind die Netzhaut und Aderhaut, welche für die starke Durchblutung des Auges sorgen, verdünnt. Deshalb leiden kurzsichtige Menschen häufiger und früher als normalsichtige unter degenerativen Erkrankungen wie Netzhautablösung, Netzhautdegeneration, einem grauen oder grünen Star. Meist fallen diese zum Teil die Sehkraft bedrohenden Erkrankungen schon in das vierte oder fünfte Lebensjahrzehnt. Die Erforschung ihrer Ursachen und die Vorsorge ist deshalb von großer Bedeutung. Schauen Sie dazu das Info-Video von Quarks & Co. mit Dr. Kaymak und seiner Tochter Leyla.

In einer Podcastserie erläutert Prof. Dr. Kaymak die Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten sowie aktuelle Forschungserkenntnisse zur Myopie und ihrem Management.

Vortrag: Myopie bei Erwachsenen – Ein klinischer Einblick

Dieses Video wird erst angezeigt, wenn Sie Drittanbieter-Cookies, z.B. für YouTube, erlauben. Mehr darüber in unseren Datenschutzhinweisen.

Myopie bei Erwachsenen – Ein klinischer Einblick

Im Januar 2023 hielt Prof. Dr. Hakan Kaymak im Rahmen des Rodenstock Partnerdialogs diesen Vortrag zum Thema „Myopie bei Erwachsenen – Ein klinischer Einblick und was für Lehren wir für unsere Kinder daraus ziehen müssen“ für Optiker und Optometristen. Der Netzhautchirurg und Myopieexperte spricht darin über die Unterschiede zwischen einem normal­sichtigen und einem kurz­sichtigen Auge und den daraus resultierenden Risiken für Sekundär­erkrankungen, wie z.B. einen grauen Star, ein Glaukom sowie Netzhaut­ablösung. Um vor allem hohe Myopie zu verhindern, die mit einem besonders hohen Risiko verbunden ist, gibt es heute verschiedene Behandlungsansätze. Diese setzen bereits im Kindesalter an, um die Progression der Myopie frühzeitig einzudämmen. Welche Behandlungen das sind, erfahren Sie ebenfalls in diesem Vortrag.

Unsere Podcasts und Videos zum Thema

Vorsorge und Therapien für kurzsichtige Kinder

  • Teaserfoto Vorsorge für kurzsichtige Schüler

    Mypopievorsorge für Kinder

    Die Einschulung markiert einen neuen Abschnitt im Leben eines Kindes. In dieser neuen Phase entwickelt sich aber auch die häufigste Form von Kurzsichtigkeit, die Schulmyopie. Was uns Augenärzten dabei Sorgen bereitet, sind die das Augenlicht bedrohenden Spätfolgen von Kurzsichtigkeit, z. B. Netzhauterkrankungen, grüner oder grauer Star.

    mehr erfahren ›

  • Teaserfoto Miyosmart Brillenglas

    Miyosmart Brillengläser

    Miyosmart Brillengläser mit DIMS-Technologie sind ein effektives und nicht-invasives Mittel, um Kurzsichtigkeit zu korrigieren und gleichzeitig deren Fortschreiten einzudämmen.

    mehr erfahren ›

  • Teaserfoto Augentropfentherapie bei Kurzsichtigkeit

    Atropintropfen-Therapie

    Neue Atropin-Augentropfentherapie für kurzsichtige Kinder.

    • geringe Atropin-Dosierung
    • verzögert das Fortschreiten der Myopie
    • kaum Nebenwirkungen

    mehr erfahren ›

„Ansprechpartner für stark kurzsichtige Kinder“

„Modern eingerichtete, gut organisierte Praxis! Freundliches und kompetentes Team! Besonders auch die Arbeitsweise der Sehschule hat uns sehr gefallen!
Dr. Kaymak behandelt stark kurzsichtige Kinder mit sehr stark verdünnten Atropintropfen, die helfen sollen, die fortschreitende Kurzsichtigkeit aufzuhalten. In unserem Fall zeigt es schon Wirkung! Nach acht Monaten Behandlung und erneuter Kontrolle, zeigte die Untersuchung nur eine minimale Verschlechterung auf einem Auge! Vielen Dank!“

1,0 via jameda.de

Fachvorträge von Dr. Hakan Kaymak zu diesem Thema

Diese Präsentationen werden erst angezeigt, wenn Sie Drittanbieter-Cookies erlauben. Mehr darüber in unseren Datenschutzhinweisen.

Kurzsichtigkeit erhöht das Risiko von Netzhauterkrankungen

Mit dem Alter steigt das Risiko von Netzhauterkrankungen. Starke Schlieren, rußartiger Regen oder Lichtphänomene können auf Erkrankungen, Risse oder Löcher in der Netzhaut hinweisen, die die Sehkraft bedrohen. Kurzsichtige Menschen sind häufiger und früher betroffen als Normalsichtige. Sorgen Sie vor!

mehr erfahren ›

Weiterführende Fachliteratur

Myopia and level of education: results from the Gutenberg Health Study

Mirshahi A, Ponto KA, Hoehn R, Zwiener I, Zeller T, Lackner K, Beutel ME, Pfeiffer N. in I. Ophthalmology. 2014 Oct;121(10):2047-52; PMID 24947658; DOI: 10.1016/j.ophtha.2014.04.017

Prevalence of refractive errors in the European adult population: the Gutenberg Health Study (GHS),

Wolfram C., Höhn R., Kottler U., Wild Ph., Blettner M., Bühren J., Pfeiffer N., Mirshahi A. in: British Journal of Ophthalmology, 2015, Bd. 98(7): S. 857, PMID 24515986 DOI: 10.1371/journal.pone.0120476

Prevalence of refractive error in Europe: the European Eye Epidemiology (E(3)) Consortium

Williams KM, Verhoeven VJ, Cumberland P, Bertelsen G, Wolfram C, Buitendijk, GH, Hofman A, van Duijn CM, Vingerling JR, Kuijpers RW, Höhn R, Mirshahi A, Khawaja AP, Luben RN, Erke MG, von Hanno T, Mahroo O, Hogg R, Gieger C, Cougnard-Grégoire A, Anastasopoulos E, Bron A, Dartigues JF, Korobelnik JF, Creuzot-Garcher C, Topouzis F, Delcourt C, Rahi J, Meitinger T, Fletcher A, Foster PJ, Pfeiffer N, Klaver CC, Hammond CJ; in: Eur J Epidemiol. 2015 Apr;30(4):305-15. Epub 2015 Mar 18. PMID: 25784363 DOI: 10.1007/s10654-015-0010-0

Outdoor activity and myopia progression in 4-year follow-up of Chinese primary school children: The Beijing Children Eye Study

Yin Guo, Li Juan Liu, Ping Tang, Yan Yun Lv, Yi Feng, Liang Xu , Jost B. Jonas, Published: April 27, 2017, PLoS ONE 12(4): e0175921 doi.org/10.1371/journal.pone.0175921.