Minimalinvasive Glaukombehandlung (Minimally Invasive Glaucomy Surgery) – Kammerwinkelbasierte Verfahren im Vergleich — PDF, 1.1 MB >
Klabe K., Rüfer F., Die Ophthalmologie DOI 10.1007/s00347-023-01844-2, 2023-04-03
Im Rahmen unserer individualisierten Glaukombehandlung stellen sogenannte mikroinvasive Operationen, kurz MIGS, eine sehr wichtige Säule dar. Winzige Implantate wie iStent oder XEN können schnell und nahtfrei eingesetzt werden und haben dabei einen ähnlichen Effekt wie herkömmliche Operationen des grünen Stars. Inzwischen gibt es auch MIGS-Verfahren, die ohne Implantate auskommen, z.B. das ELIOS-Verfahren. Der größte Vorteil eines solchen mikroinvasiven Eingriffs, kurz MIGS genannt, ist eine kürzere Heilungszeit mit weniger Beschwerden. Augenarzt und Operateur Dr. Karsten Klabe gehört zu den Pionieren, die mikroinvasive bzw. minimalinvasive Operationen des grünen Stars (Glaukoms) heute routinemäßig bei 80 Prozent der Patienten anwenden.
„Dank mikroinvasiver Glaukomchirurgie können wir früher und konsequenter operieren, um die Sehkraft unserer Patientinnen und Patienten zu schützen.“
Dr. Karsten Klabe
Der iStent inject W ist eines der kleinsten medizinischen Implantate beim Menschen.
Mikroimplantate und Stents dienen in der Glaukomchirurgie dazu den Abfluss des Kammerwassers zu verbessern, um den Augeninnendruck zu senken und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Sie werden in einer schonenden Operation mit Kleinstschnitten (Mikroinzisionen) eingebracht, wodurch die Heilungszeit deutlich kürzer und beschwerdeärmer verläuft als nach herkömmlichen Glaukomoperationen. Nach der Implantation benötigen Patientinnen und Patienten in aller Regel keine oder deutlich weniger Augentropfen.
Da es verschiedene Glaukomformen und -verläufe gibt, setzen Mikroimplantate bzw. Stents an verschiedenen Stellen des Abflussystems des Auges an:
„Mikroinvasive Eingriffe lassen sich gut mit einer Kataraktoperation kombinieren, sie werden heute aber auch als 'Stand-alone-Behandlung' durchgeführt.“
Dr. Karsten Klabe
Dr. Karsten Klabe ist auf die schonende chirurgische Behandlung des grünen Stars (Glaukom) spezialisiert. Sein Therapiespektrum umfasst die Lasertherapie (SLT), Mikroimplantate sowie chirurgische Verfahren wie die Canaloplasty, von denen er Ihnen – basierend auf Ihrem individuellen Befund – das für Sie passende Verfahren vorschlägt.
Die dritte Generation des iStent, der iStent Inject W (Glaukos), misst 360 μm im Durchmesser und in der Länge. Die winzigen Implantate werden nahtfrei von innen über selbstabdichtende Mikroinzisionen in den Abflusskanal (Schlemm'scher Kanal) eingesetzt. Mithilfe der iStents kann das Kammerwasser wieder besser abfließen und der Augeninnendruck wird gesenkt. Da keine Bindehautwunde nötig ist, hinterlässt der Eingriff kein Fremdkörpergefühl und ist auch gut mit der Operation des grauen Stars kombinierbar.
Seit der Einführung des iStent im Injektor 2012 wurden weltweit mehr als 500.000 dieser Mikro-Bypass-Stents implantiert. Wir setzen den iStent inject seit 2015 ein und blicken auf etwa 200 Implantationen zurück. Eine 2019 durchgeführte Meta-Analyse mit Daten von 675 Patienten und einer Nachbeobachtungsdauer von bis zu fünf Jahren sowie weitere Langzeitstudien zeigen, dass die iStent- oder iStent-inject-Implantation mit einer nachhaltigen Senkung des Augeninnendrucks (IOD) und der Medikamentenbelastung verbunden ist.
Der Hydrus Microstent (IVANTIS, ein Alcon Unternehmen) wird so in den Schlemm'schen Kanal eingebracht, dass er diesen erweitert und stützt. Dadurch wird der Kanal als natürlicher Abfluss wieder hergestellt. Der Schlemm'sche Kanal verläuft wie ein Kreis rund um die Iris. Davon deckt der Hydrus Microstent ca. 90° ab und kann dadurch den Augeninnendruck zuverlässig reduzieren. Der Hydrus Microstent ist 8 mm lang, hochflexibel und besteht aus biokompatiblen Nitinol, das auch für kardiovaskuläre Stents verwendet wird.
Die 24-monatige multizentrische, randomisierte, kontrollierte 'Horizon-Studie' verglich die Wirkung einer Implantation des Hydrus Microstents in Verbindung mit einer Kataraktoperation mit der einer alleinigen Kataraktoperation. Sie konnte zeigen, dass 77,3 Prozent der Patienten mit leichtem bis mittelschwerem primärem Offenwinkelglaukom, die einen Schlemm-Kanal-Mikrostent in Kombination mit einer Kataraktoperation (Phaco) erhielten, der Augeninnendruck 24 Monate nach der Operation um rund 20 Prozent gesenkt war und sie deshalb ohne Medikamente auskamen. In der Patientengruppe, in der nur eine Kataraktoperation durchgeführt wurde, waren das 57,8 Prozent. Die Senkung des Augeninnendrucks durch den Hydrus-Stent zusätzlich zur Kataraktoperation betrug etwa 2 mm Hg mehr als ohne Stent.
Das XEN-Gel-Implantat (Allergan) ist das kleinste Drainageröhrchen, das angewendet wird, wenn die natürlichen Abflusswege des Auges nicht mehr funktionieren. Das Kollagenröhrchen wird von innen durch selbstabdichtende Mikroschnitte vom Kammerwinkel unter die Bindehaut implantiert. Es bewirkt eine Senkung des Augendrucks, weil das überschüssige Kammerwasser aus der vorderen Augenkammer durch das Röhrchen unter die Bindehaut fließen kann. Seine Wirkung ist der einer klassischen Trabekulektomie (Filteroperation) vergleichbar, ohne dass jedoch die Bindehaut eröffnet werden muss. Daher sind die Beschwerden nach der Operation deutlich geringer und das Auge heilt schneller. Die Implantation ist an Augen mit natürlicher Linse ebenso möglich wie nach einer Kataraktoperation.
Der PRESERFLO MicroShunt (Santen) ist ein winziges Implantat von nur 8,5 mm Länge und einem äußeren Durchmesser von 350 µm. Durch seinen erweiterten Innendurchmesser (Lumen) von 70 µm ist das Implantat besonders geeignet, um bei bereits fortgeschrittenen Glaukomerkrankungen den Innendruck erfolgreich zu senken.
Um den MicroShunt einzusetzen, wird die Bindehaut durch einen winzigen Zugang eröffnet und das Implantat von außen in den Schlemm‘schen Kanal eingeführt. Dort wird das überschüssige Kammerwasser unter die Bindehaut abgeleitet. Durch sein spezielles Kunststoffmaterial, ein Poly(Styrene-block-IsoButylene-block-Styrene), kurz SIBS, ist das Implantat besonders biokompatibel. Es beugt der postoperativen Vernarbung der Filtrationszone vor, sodass der MicroShunt langfristig optimal funktioniert und eine nachhaltige Senkung des Augeninnendrucks gewährleistet werden kann.
Der neue MINIject (iSTAR Medical) ist ein schwammartiges Silikonimplantat, den wir als Stent implantieren, um den Augendruck zu senken. Mit diesem Implantat kann erstmals wieder der suprachoroidale Abflussweg adressiert werden. Eine Markierung auf dem Stent dient der optimalen und sicheren Platzierung im Auge. Der MINIject wird mit einem speziellen Instrument ab interno in das Auge eingebracht und mit einem kleinen Rädchen kontrolliert platziert. Das Material hat spezielle Eigenschaften, die Entzündungen und Vernarbungen entgegenwirken.
Als einer der ersten Anwender des MINIjects hat Dr. Klabe seine Erfahrungen beim 15. Symposium der Europäischen Glaukom Gesellschaft (EGS) präsentiert. Mehr dazu erfahren Sie in unserem Blogposting.
Neben den oben beschriebenen chirurgischen Verfahren zur Behandlung des grünen Stars mit Mikroimplantaten gibt es auch implantatfreie Ansätze, um den Augeninnendruck zu senken: Mit einem doppelschneidigen Mikromesser, dem Kahook Dual Blade, wird ein feiner Streifen des Trabekelmaschenwerkes entfernt, wodurch die Kollektorkanäle freigelegt werden. Auf diese Weise wird der Abflusswiderstand des Trabekelmaschenwerkes reduziert.
Für Patientinnen und Patienten mit einem primären Offenwinkelglaukom bietet Glaukomspezialist Dr. Klabe eine mikroinvasive Behandlung mit dem Excimerlaser (ELIOS) an. Dieser Laser wurde speziell für die Glaukombehandlung entwickelt. Das Verfahren ist besonders schonend und sicher und sowohl in Kombination mit einer Kataraktoperation als auch als Einzeltherapie durchführbar.
Der ELIOS-Excimerlaser arbeitet mit einer Wellenlänge von 308 nm. Dadurch kann die Laserenergie über eine speziell entwickelte Sonde durch eine optische Faser in das Trabekelwerk geleitet werden. Mittels gezielter Laserpulse werden 10 Mikrokänale geschaffen, durch die der physiologische Abfluss verbessert und der Augendruck gesenkt werden kann. Schäden an der Hornhaut oder der Regenbogenhaut sind nicht zu erwarten.
Die Behandlung wird seit ungefähr 2015 eingesetzt, Dr. Karsten Klabe bietet das Verfahren als einer der Erstanwender in Deutschland und Europa seit 2021 an und hat damit sehr positive Erfahrungen gemacht. Die Ergebnisse der ELIOS-Behandlung, die früher als Excimer-Laser-Trabekulostomie (ELT) bezeichnet wurde, sind in etwa 16 verschiedenen Veröffentlichungen beschrieben worden. (Stand 05/2023)
„Wir verfügen über Langzeitdaten von acht Jahren zu ELIOS, aber bestenfalls von fünf Jahren zu anderen MIGS-Geräten.“
Dr. Karsten Klabe
Beim Innovationssymposium Augenchirurgie 2019 hielt Dr. Karsten Klabe einen Fachvortrag über aktuelle Erkenntnisse und Erfahrungen im Hinblick auf den Verlauf von Glaukomerkrankungen bei herkömmlichen Therapieansätzen. Dabei erläuterte er die Chancen eines früheren chirurgischen Eingreifens in Abhängigkeit vom individuellen Befund und der Mitarbeit des Patienten.
Klabe K., Rüfer F., Die Ophthalmologie DOI 10.1007/s00347-023-01844-2, 2023-04-03
Dr. Karsten Klabe in: Ophthalmologische Nachrichten 01.20, S. 11-12.
Healey PR et al. Poster-Präsentation anlässlich des World Glaucoma Congress, 27.–30.03.2019 in Melbourne,
Australien.
Hengerer FH, Auffarth GU, Riffel C. 36-month prospective study. Adv Ther 2019;36:1606–1617.
Neuhann TH et al. in: J Cataract Refract Surg 2019;45: 312–320
Brandão L M and Grieshaber M C, Hindawi Publishing Corporation Journal of Ophthalmology
Volume 2013, Article ID 705915, 12 pages, DOI
Ein neuer Ansatz in der minimalinvasiven Glaukomchirurgie, Karsten Klabe, in: Der Augenspiegel, Mai 2018, 18-19.
Samuelson TW, Chang DF, Marquis R, Flowers B, Lim KS, Ahmed IIK, Jampel HD, Aung T, Crandall AS, Singh K; HORIZON Investigators. Ophthalmology. 2019 Jan;126(1):29-37. doi: 10.1016/j.ophtha.2018.05.012. Epub 2018 Jun 23. PMID: 29945799