Kurzsichtigkeit entsteht, wenn der Augapfel zu lang ist oder die Brechkraft der Hornhaut so groß ist, dass das ins Auge einfallende Licht vor der Netzhaut fokussiert wird. Dadurch wird das Sehen je nach Stärke der Kurzsichtigkeit ab einer gewissen Entfernung unscharf. Je länger der Augapfel, desto höher die Kurzsichtigkeit.
Ortho-K-Linsen verändern bei Kurzsichtigkeit und Astigmatismus über Nacht die Form der Hornhaut, sodass am Tag scharfes Sehen ohne Sehhilfe möglich ist. Sie können bei Kindern darüber hinaus helfen, das Längenwachstum des Auges zu bremsen.
Die Linsen haben auf der Rückfläche ein mehrkurviges Design, das im Zentrum dicker ist (Druckzone). Um die zentrale Zone herum sind sie dünner (Saugzone). Durch diese Form entstehen hydrostatische Kräfte, die das Profil des Tränenfilms verändern: Es wird in der Mitte dünner und in der Saugzone dicker. Ebenso verhält es sich mit dem Epithel, auch das wird in der Druckzone dünner und in der Saugzone verdickt.
Myoper Defokus zur Myopiehemmung
Insgesamt flacht das nächtliche Tragen der Ortho-K-Linsen die zentrale Hornhaut also ab, während der Saugeffekt die Hornhaut in der Peripherie aufsteilt und dort die Brechkraft etwas erhöht. Letzteres führt dazu, dass das ins Auge einfallende Licht auch in der Peripherie auf die Netzhaut trifft. Das nennt sich myoper Defokus. Aus der Myopieforschung weiß man inzwischen, dass ein mypoper Defokus das Längenwachstum des Auges hemmen kann. Übrigens macht sich auch das DIMS-Brillenglas diesen Effekt zunutze.
Im Gegensatz dazu gleicht eine herkömmliche Einstärkenkontaktlinse oder Einstärkenbrille die Fehlsichtigkeit im Zentrum optimal aus, in der Peripherie kommt es hingegen zu einer Überkorrektur, sodass die Schärfenebene dort hinter der Netzhaut liegt. Das nennt sich hyperoper Defokus. Diese Überkorrektur in der Peripherie regt das Längenwachstum des Auges an und fördert deshalb ein Fortschreiten der Kurzsichtigkeit.