Podcastserie zur Myopieforschung mit Prof. Dr. Hakan Kaymak

Die Myopisierung und das Myopiemanagement sind Forschungs­schwerpunkte von Dr. Hakan Kaymak. In dieser Podcastserie erklärt er, welche Ursachen bei der Entwicklung von Kurzsichtigkeit eine Rolle spielen und erläutert, wie ein Fortschreiten von Myopie gebremst werden kann. Im Rahmen der Ophtha Podcasts „Unter 4 Augen” spricht Dr. Kaymak mit Annika Licht über Mythen, aktuelle Forschungserkenntnisse und modernes Myopiemanagement. Hier finden Sie alle Folgen aus dieser Serie.

Ihr Spezialist für Myopievorsorge bei Kindern

Portraitfoto von Prof. Dr. Hakan Kaymak, Focus-Top-Mediziner

Prof. Dr. Hakan Kaymak, Focus-Top-Mediziner

Augenarzt, Augenchirurg und leitender Operateur

Die Vorsorge und das Management von Kurzsichtigkeit bei Kindern sind ein Schwerpunkt von Dr. Hakan Kaymak. Er hat seine Dissertation sowie weitere Publikationen zu diesem Themenkreis verfasst. Zu seinen weiteren Spezialgebieten gehören Makula- und Netzhauterkrankungen sowie die Behandlung des grauen Stars, die bei Kurzsichtigen früher als bei normalsichtigen Menschen auftreten können.

Myopie und Intelligenz: ein Mythos?

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Myopie und Intelligenz? Dieser Frage widmet sich dieser Podcast mit Dr. Kaymak. Als Grundlage für das Gespräch wird eine Studie von Mirshahi et al. herangezogen, die im Rahmen der Gutenberg Gesundheitsstudie darauf eine Antwort gesucht hat. [1]

Die Gutenberg-Gesundheitsstudie ist eine groß angelegte, prospektive und repräsentative Bevölkerungsstudie, die seit 2007 in der Rhein-Main-Region durchgeführt wird. Mirshahi et al. konnten rund 3.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre Studie zur Myopie gewinnen. Welche Voraussetzungen die Teilnehmer erfüllen mussten und warum die kognitive Leistungsfähigkeit mit dem sogenannten 'Tower of London'-Test, kurz TOL, getestet wurde, erfahren Sie in dem Podcast.


Die kognitiven Fähigkeiten sind möglicherweise in erster Linie mit der Myopie assoziiert, weil sie das Bildungsniveau beeinflussen.[1]

Diese Studie kommt zu dem interessanten Schluss, dass die kognitiven Leistungen für sich betrachtet zwar in einem Zusammenhang mit der Myopie stehen. Die Dauer der Ausbildung, die möglicherweise direkt mit den Risikofaktoren für Myopie zusammenhängt, ist jedoch direkter und stärker mit Myopie verbunden als die kognitive Leistungsfähigkeit. Die kognitiven Fähigkeiten sind möglicherweise in erster Linie mit der Myopie assoziiert, weil sie das Bildungsniveau beeinflussen.

Sind Smartphones ein Risikofaktor für Kurzsichtigkeit (Myopie)?

Werden Kinder durch die Nutzung von Smartphones kurzsichtig? Die Studiengruppe um Enthoven et al. wollte es ganz genau wissen.[2] Mithilfe einer eigens dafür entwickelten App haben sie das Nutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen zwischen 12 und 16 Jahren über 5 Wochen gemessen und ausgewertet. Das Ergebnis war überraschend und vor allem eine gute Nachricht für die Probanden: Smartphones selbst sind kein Risikofaktor.

Diese Studie legt nahe, dass Teenagern häufige Pausen bei ihrer Smartphone-Nutzung empfohlen werden sollten.[2]

Zwar konnten Episoden von 20 Minuten ununterbrochener Nutzung mit mehr kurzsichtigen Refraktionsfehlern in Verbindung gebracht werden, insbesondere bei denjenigen, die sich wenig im Freien aufhielten. Diese Studie legt jedoch nahe, dass Teenagern häufige Pausen bei ihrer Smartphone-Nutzung empfohlen werden sollten.

Mehr zur Umsetzung der Studie und wie dieses Ergebnis zu erklären ist, bespricht Dr. Hakan Kaymak in diesem Podcast.

Atropin 0,01% zur Kontrolle der Myopieprogression

Dr. Hakan Kaymak hat die Wirkung von Atropin bereits in seiner Doktorarbeit erforscht und war einer der Ersten, die 0,01-prozentiges Atropin zur Myopiehemmung eingesetzt haben. In diesem Podcast erläutert er, warum die geringe Konzentration sehr viel wirksamer ist als höhere Dosierungen, deren sogenannter Rebound-Effekt bereits in einer früheren Studie gezeigt werden konnte.[3] Eine aktuelle Studie von Pérez-Flores et al. konnte die Effektivität von gering dosiertem Atropin nachweisen:

0,01-prozentiges Atropin ist eine effektive und sichere Methode, um das Fortschreiten von Kurzsichtigkeit bei Kindern einzudämmen.[4]

Mehr darüber, was man über die Wirkung von Atropin in der Myopiehemmung weiß und was noch nicht ganz erklärt werden konnte, erfahren Sie in diesem Podcast.

DIMS-Brillengläser zur Myopiehemmung

In diesem Podcast geht es um eine neue Korrekturmöglichkeit der Myopie mit sogenannten DIMS-Brillengläsern. Diese korrigieren die Kurzsichtigkeit nur im Zentrum vollständig, in der Peripherie sind winzige Linsensegmente mit einer Brechkraft von +3,5 dpt angeordnet, d.h. dort bleibt das Auge kurzsichtig. Diese Technologie nennt sich Defocus Incorporated Multiple Segments, kurz D.I.M.S..

In der Studie von Lam et al., die Dr. Kaymak hier mit Annika Licht bespricht, konnte gezeigt werden:

Durch DIMS-Brillengläser konnte das Längenwachstum des Auges gegenüber einer Einstärkenbrille um 60 Prozent gebremst werden.[5]

Warum diese Verbesserung als hundertprozentiger Erfolg zu bewerten ist und ob es sinnvoll ist, DIMS-Brillengläser mit einer Atropintherapie zu kombinieren, erfahren Sie in diesem Podcast.

Management von Kurzsichtigkeit bei Kindern/Teenagern

Die Einschulung markiert einen neuen Abschnitt im Leben eines Kindes. In dieser neuen Phase entwickelt sich aber auch die häufigste Form von Kurzsichtigkeit, die Schulmyopie. Was uns Augenärzten dabei Sorgen bereitet, sind die das Augenlicht bedrohenden Spätfolgen von Kurzsichtigkeit, z. B. Netzhauterkrankungen, grüner oder grauer Star.

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Literaturangaben

[1]

Myopia and Cognitive Performance: Results From the Gutenberg Health Study

Mirshahi A, Ponto KA, Laubert-Reh D, Rahm B, Lackner KJ, Binder H, Pfeiffer N, Unterrainer JM. Invest Ophthalmol Vis Sci. 2016 Oct 1;57(13):5230-5236. doi: 10.1167/iovs.16-19507. PMID: 27701634

 ↩
[2]

Smartphone Use Associated with Refractive Error in Teenagers: The Myopia App Study.

JWL, Al-Jaffar N, Jansen PW, Raat H, Metz L, Verhoeven VJM, Klaver CCW. Ophthalmology. 2021 Dec;128(12):1681-1688. doi: 10.1016/j.ophtha.2021.06.016. Epub 2021 Jul 8. PMID: 34245754

 ↩
[3]

Atropine for the treatment of childhood myopia: changes after stopping atropine 0.01%, 0.1% and 0.5%.

Chia A, Chua WH, Wen L, Fong A, Goon YY, Tan D., Am J Ophthalmol. 2014 Feb;157(2):451-457.e1. doi: 10.1016/j.ajo.2013.09.020. Epub 2013 Dec 4. PMID: 24315293

 ↩
[4]

A multicenter Spanish study of atropine 0.01% in childhood myopia progression

Pérez-Flores I, Macías-Murelaga B, Barrio-Barrio J; Multicenter Group of Atropine Treatment for Myopia Control (GTAM). Sci Rep. 2021 Nov 5;11(1):21748. doi: 10.1038/s41598-021-00923-1. PMID: 34741059; PMC ID: PMC8571279.

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[5]

Defocus Incorporated Multiple Segments (DIMS) spectacle lenses slow myopia progression: a 2-year randomised clinical trial.

Lam CSY, Tang WC, Tse DY, Lee RPK, Chun RKM, Hasegawa K, Qi H, Hatanaka T, To CH. Br J Ophthalmol. 2020 Mar;104(3):363-368. doi: 10.1136/bjophthalmol-2018-313739. Epub 2019 May 29. PMID: 31142465; PMCID: PMC7041503.

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