ReLEx® SMILE versus Femto-LASIK: SMILE-Ergebnisse überzeugen

In seinem Artikel aus den Ophthalmologischen Nachrichten 05/2012 beschreibt Dr. Breyer die wesentlichen Unterschiede und Ergebnisse eines Vergleichs zwischen Femto-LASIK und ReLEx SMILE.

Fachbeitrag von Dr. D. Breyer, Ophthalmologische Nachrichten 5/2012

Die Femto-LASIK wurde bei uns bis vor einem Jahr (2011) als Standardverfahren in der refraktiven Hornhautchirurgie angewandt. In einem ersten Schritt erfolgt die Flappräparation mithilfe des Femtosekundenlasers, danach wird der Gewebeabtrag bei zurückgeklapptem Flap mittels Excimerlaser durchgeführt. Der Femtosekundenlaser sorgt durch das Einbringen von Bläschen für eine Gewebeseparation im Gewebe. Im Gegensatz zum Femtosekundenlaser arbeitet der Excimerlaser im kurzwelligen und energiereichen ultravioletten Wellenlängenbereich, sodass Gewebe verdampft wird. Wir benutzen als Femtosekundenlaser den VisuMax von Carl Zeiss Meditec, welcher ein abgerundetes Kontaktglas verwendet und so die Oberfläche der Hornhaut bei nur geringem Vakuum und damit intraokularem Druckanstieg weitestgehend in ihrer natürlichen Form belässt.

Die von Sekundo und Blum 2006 vorgestellte Refraktive Lentikelextraktion (ReLEx) vereint diese Vorteile des Femtosekundenlasers und ermöglicht den refraktiven Eingriff an nur einem Gerät. So erfolgen die Präparation des Flaps und der Gewebeabtrag in Form eines refraktiven Lentikels in einem Schritt. Diese Technik wird als FLEx (Femtosekunden-Lentikelextraktion) bezeichnet. Erfolgt die Entfernung des refraktiven Lentikels durch eine nur drei bis vier Millimeter große Inzision, so spricht man von der Smile („small incision lenticule extraction“). Der Einschnitt wird um 80 Prozent reduziert und das damit einhergehende Komplikationsspektrum ist somit eliminiert. Der Flap wird zum Cap. (s. Abb. oben mit dem Vergleich von Flapschnitt bei der LASIK mit dem Sidecut bei Smile)

In einer unserer Studien war das Ziel zu zeigen, inwiefern sich die Femto-LASIK und die FLEx-Methode (die Vorgängermethode der SMILE-Methode, bei der ein Lentikel erzeugt wurde, das aber mit einem Flap-Schnitt entfernt wurde) im Hinblick auf die optische Abbildungsqualität unterscheiden. Die Flap- und die Lentikelpräparation erfolgten mit dem Femtosekundenlaser VisuMax. Die Gewebeablation der Femto-LASIK wurde mit dem Excimerlaser Mel 80 von CZM durchgeführt. Einen Monat postoperativ wurden die subjektive Refraktion sowie der korrigierte und unkorrigierte Fernvisus unter standardisierten Beleuchtungsbedingungen auf ETDRS-Tafeln gemessen. Mithilfe des Aberrometers KR-1W von Topcon wurden Wellenfrontfehler höherer Ordnung wie Coma und sphärische Aberration bestimmt. Das präoperative Patientenkollektiv beinhaltete 96 Augen, die mittels der FLEx-Methode behandelt wurden. Alle Patienten waren im Durchschnitt Anfang 30. Das präoperative Sphärische Äquivalent (SEQ) der Femto-LASIK-Gruppe war mit -2,5 dpt deutlich geringer als das mittlere SEQ von -5,5 dpt der FLEx-Gruppe. Die postoperative Refraktion mit einem SEQ von -0,07 dpt (Femto-LASIK) und -0,08 dpt (FLEx) zeigte keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Methoden. Der Vorhersagefehler ist sehr zufriedenstellend, mit einem Zielwert von +0,25 für das dominante beziehungsweise auch beide Augen. Beim Vergleich des prä- und postoperativen bestkorrigierten Fernvisus (CDVA) erzielten beide Techniken eine sehr hohe Sicherheit ohne einen signifikanten Unterschied. IM Gegensatz zur FLEx-Gruppe bestand zwischen dem präoperativen CDVA und der unkorrigierten Sehschärfe (UDVA) postoperativ in der Femto-LASIK-Gruppe ein signifikanter Unterschied.

Somit ist die FLEx-Technik in Bezug auf die Effizienz der Femto-LASIK leicht überlegen. Die Patienten, die mit der FLEx-Methode behandelt wurden, erreichten binokular mindestens einen dezimalen Visus von 1,0 (59 %), 25 Prozent einen Visus von 1,25 und 16 Prozent einen Visus von 1,5 und besser. Mithilfe der Aberrometrie ist es möglich, die Aberrationen höherer Ordnung zu quantifizieren. Dabei lassen sich sowohl die Aberrationen der Hornhaut als auch des Gesamtauges bestimmen.

Bestimmt wurden die induzierten Aberrationen indem die Differenz der post- und präoperativ gemessenen Aberrationen gebildet wurde, sowohl für eine vier Millimeter (photopisch) als auch eine sechs Millimeter (skotopisch) große Pupille. Bei einer 4-mm-Pupille zeigten beide Methoden (des gesamten Patientenkollektives) keinen signifikanten Unterschied. Wird das gesamte Patientenkollektiv einbezogen, so zeigt sich ein signifikanter Unterschied der induzierten Aberration im Hinblick auf skotopische Lichtverhältnisse. Werden die induzierten Aberrationen der Schnittmenge beider Populationen miteinander verglichen (SEQ von -3,5 dpt bis -5,75 dpt), so werden durch die FLEx-Methode nicht mehr Aberrationen induziert. Es ist sogar anzunehmen, dass in hochmyopen Bereichen durch die Behandlung mit der Femto-LASIK mehr Aberrationen induziert werden als mit der FLEx-Methode.

Für myope als auch hochmyope Bereiche ist die ReLEx-Methode für uns daher die Methode der Wahl bei der Korrektur von Refraktionsdefiziten im Bereich der Hornhautchirurgie. Aufgrund der hohen Sicherheit und Effizienz bietet diese Methode mehr als nur Patientenkomfort. Seit Anfang 2012 wenden wir ausschließlich die flaplose Smile-Methode für die Korrektur von myopen Fehlsichtigkeiten an und sind aufgrund folgender Vorteile begeistert bis enthusiastisch:

  • Die Operation ist nahezu unabhängig von der Patientencompliance.
  • Operationsdauer circa fünf Minuten pro Auge an einem Laser.
  • Keine „Antrockenzeit“ des Flaps von drei Minuten mehr notwendig.
  • Zwei Stunden nach der OP kann der Patient Sport treiben oder sich die Haare waschen.
  • Bereits zwei Stunden nach der OP ist der Patient meist komplett schmerzfrei.
  • Der Patient benötigt keine „shields“ beim Schlafen.
  • Reibt der Patient nach der OP versehentlich am Auge, kann „nichts“ passieren.
  • Bis jetzt sahen wir keine Flapfalten oder eine Epithelinvasion.
  • Flapdehiszenz ist nahezu unmöglich.
  • Sicca-Augentropfen sind nicht mehr notwendig, bisher klagen keine Patienten über trockene Augen.
  • Das Auge ist auch langfristig vor Flap-assozierten Komplikationen geschützt (z. B. Kindfinger-Auge)
  • Der Gewebeabtrag ist im Schnitt 30 Prozent geringer.
  • Rein hypothetisch müsste dadurch das Auge eigentlich auch stabiler sein (q. esset d.).

Aber wie immer im Leben, gibt es auch hier einen Nachteil: Die visuelle Rekonvaleszenz zum besten UCVA dauert zwei bis vier Tage länger als bei der klassischen Femto-LASIK. Sieht man sich jedoch die oben angeführten Vorteile an, so scheinen die Nachteile verschwindend gering.
Dieser Artikel ist erschienen in den Ophthalmologischen Nachrichten 5/2012, Special „Refraktive Chirurgie“[1].

Literaturangaben

[1]

ReLEx versus Femto-LASIK: ein Vergleich

Breyer DRH, Ophthalmologische Nachrichten, 2012 Mai

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