Wächst ein kurzsichtiges Auge nach dem SMILE Augenlasern weniger als nach der Implantation von Kontaktlinsen (IPCL)?

Junge Frau mit Anorak blickt glücklich in die Ferne.

Kann das SMILE-Augenlasern Kurzsichtigkeit nicht nur korrigieren, sondern auch verhindern, dass sie weiter zunimmt?

Das SMILE Augenlasern und, bei höheren Werten, die Implantation von Kontaktlinsen (IPCL) gehören zu den beliebtesten Korrekturverfahren von Kurzsichtigkeit (Myopie). Ein Team aus Myopie­forscherinnen und -forschern um Prof. Dr. Kaymak ging der Frage nach, ob nach der Operation biometrische Verän­derungen zwischen SMILE- und IPCL-Patienten beobachtet werden können oder ob das Augen­längen­wachstum bei kurzsichtigen Menschen nach dem 18. Lebensjahr aufhört.

Die multizentrische Untersuchung erfolgte im Rahmen der Master of Science Thesis von M. Devenijn, einer Studentin an der Ernst Abbe University of Applied Science, an der Prof. Kaymak lehrt. Der Fachbereich Optometrie, Ophthalmo­technologie und Vision Science hat die Arbeit nun für den r+h Forschungspreis 2023 nominiert. Die Untersuchung wird außerdem beim ESCRS-Kongress 2023 als Poster vorgestellt. Dies sind die Schlussfolgerungen in Kurzform:

  • In der SMILE-Gruppe zeigten die Daten keine relevante Veränderung der Augen hinsichtlich der Myopieprogression. Das bedeutet, im Vergleich zur Korrektur mit einer herkömmlichen Brille schritt die Myopie nach dem Augenlasern langsamer voran. Das veränderte Hornhautprofil nach der SMILE-Operation scheint einen peripheren positiven Defokus zu verursachen, was zu einer Hemmung der Myopieprogression führen kann.
  • Eine signifikante Zunahme der Achsenlänge wurde in der IPCL-Gruppe festgestellt. Dies deutet darauf hin, dass bei stark myopen Patienten nach dem 18. Lebensjahr das Achsenlängenwachstum noch nicht abgeschlossen ist.

SMILE Augenlasern und Kontaktlinsenimplantation (IPCL) – ein postoperativer Vergleich

Die multizentrische Untersuchung erfolgte im Rahmen der Master of Science Thesis von Machteld Devenijn, einer Studentin an der Ernst Abbe University of Applied Science.

Mit der Biometrie eines Auges sind seine anatomischen Maße gemeint: die Länge des Augapfels von der Hornhaut bis zur Netzhaut, die Maße seiner Teilabschnitte sowie die Brechkraft des Auges. Gemessen werden diese Daten mithilfe der sogenannten optischen Biometrie. Für die Myopieforschung ist die Biometrie des Auges von besonderem Interesse, weil ein kurzsichtiges Auge in der Regel länger ist als ein normalsichtiges Auge (Achsenmyopie). Deshalb liegt beim myopen Auge der Brennpunkt der ins Auge einfallenden Lichtstrahlen vor der Netzhaut, wodurch ein unscharfes Bild entsteht. Die Myopieforschung kennt inzwischen einige Faktoren, die das Augenlängenwachstum beeinflussen. Auch bei dieser vergleichenden Untersuchung geht es unter anderem um die Frage, ob eine Korrektur­behand­lung sich auf das Wachstum und damit auf die Mypopieprogression auswirken kann.

Die Korrekturverfahren

Beim Augenlasern mit SMILE wird die Brechkraft der Hornhaut so reduziert, dass die Lichtstrahlen genau auf der Netzhaut gebündelt werden. Das geschieht, indem der Laser einen präzise berechneten Lentikel im Innern der Hornhaut präpariert, der anschließend über eine Inzision von ca. 2 mm manuell entfernt wird. Mit SMILE lässt sich Kurzsichtigkeit bis -10 dpt – entsprechend einer Achsenlänge von ca. 27 mm – beheben. Voraussetzung dafür ist eine ausreichende Hornhautdicke, weil der Laser den Sehfehler korrigiert, indem er die Hornhaut abflacht.

Implantierbare Kontaktlinsen wie die IPCL werden zusätzlich zur natürlichen Linse über einen minimalen Schnitt in die Hinterkammer des Auges eingepflanzt. Sie sind in verschiedenen Sehstärken verfügbar und ermöglichen dadurch auch die Korrektur von Fehlsichtigkeiten, bei denen Lasern nicht möglich ist – einschließlich hoher Myopie.

Die Untersuchung

Die Untersuchung wurde bei Patientinnen und Patienten bei der Breyer, Kaymak & Klabe Augenchirurgie und der nordBLICK Augenklinik Bellevue (Kiel) durchgeführt. Myope junge Erwachsene, die sich dort einer beidseitigen SMILE oder IPCL-Implantation unterzogen hatten, erhielten die Möglichkeit an einer Nachuntersuchung teilzunehmen. Folgende Messungen wurden bei ihnen durchgeführt.

  • Biometrie mit Zeiss IOL-Master 700
  • subjektive Refraktion
  • Untersuchung des vorderen und hinteren Augenabschnitts mit der Spaltlampe

Die Ergebnisse

54 SMILE-Patienten (Alter 30,70 ± 3,90 Jahre) erschienen zur Visite; die SMILE lag 2,78 ± 1,12 Jahre zurück. Das präoperative sphärische Äquivalent betrug -4,03 ± 1,85 dpt und veränderte sich auf -0,09 ± 0,23 dpt. Es wurde eine Abnahme der zentralen Hornhautdicke durch die Operation von 0,650 ± 0,025 mm (p<0,001) sowie eine Abnahme der axialen Länge ohne Berücksichtigung der zentralen Hornhautdicke von 24,63 ± 1,09 mm auf 24,58 ± 1,08 mm (p<0,01) festgestellt.

13 IPCL-Patienten (Alter 32,0 ± 4,10 Jahre) kamen zur Visite. Die Operation lag 2,97 ± 1,75 Jahre zurück und das präoperative sphärische Äquivalent betrug -7,93 ± 2,85 dpt. Postoperativ lag es bei -0,33 ± 0,48 dpt. Die axiale Länge nahm von 26,25 ± 1,70 mm auf 26,48 ± 1,83 mm postoperativ zu (p<0,001).

Schlussfolgerungen

Durch das veränderte Hornhautprofil nach der SMILE-Op könnte die Schärfenebene „1“ im Zentrum genau auf der Netzhaut liegen und in der äußeren Peripherie davor, erzeugt also einen myopen bzw. positiven Defokus.

In der SMILE-Gruppe zeigen die erhobenen Achsenlängen und Refraktionen keine relevante Veränderung der Augen hinsichtlich der Myopieprogression. Das veränderte Hornhautprofil nach der SMILE-Operation scheint einen peripheren positiven Defokus zu verursachen, was zu einer Hemmung der Myopieprogression führen kann (s. Grafik). Das bedeutet, im Vergleich zu einer Brillenkorrektur schritt die Myopie nach dem Augenlasern langsamer voran.

In der IPCL-Gruppe wurde eine signifikante Zunahme der Achsenlänge wurde festgestellt. Dies deutet darauf hin, dass bei stark myopen Patienten nach dem 18. Lebensjahr das Achsen­längen­wachstum noch nicht abgeschlossen ist.