Mit der Biometrie eines Auges sind seine anatomischen Maße gemeint: die Länge des Augapfels von der Hornhaut bis zur Netzhaut, die Maße seiner Teilabschnitte sowie die Brechkraft des Auges. Gemessen werden diese Daten mithilfe der sogenannten optischen Biometrie. Für die Myopieforschung ist die Biometrie des Auges von besonderem Interesse, weil ein kurzsichtiges Auge in der Regel länger ist als ein normalsichtiges Auge (Achsenmyopie). Deshalb liegt beim myopen Auge der Brennpunkt der ins Auge einfallenden Lichtstrahlen vor der Netzhaut, wodurch ein unscharfes Bild entsteht. Die Myopieforschung kennt inzwischen einige Faktoren, die das Augenlängenwachstum beeinflussen. Auch bei dieser vergleichenden Untersuchung geht es unter anderem um die Frage, ob eine Korrekturbehandlung sich auf das Wachstum und damit auf die Mypopieprogression auswirken kann.
Die Korrekturverfahren
Beim Augenlasern mit SMILE wird die Brechkraft der Hornhaut so reduziert, dass die Lichtstrahlen genau auf der Netzhaut gebündelt werden. Das geschieht, indem der Laser einen präzise berechneten Lentikel im Innern der Hornhaut präpariert, der anschließend über eine Inzision von ca. 2 mm manuell entfernt wird. Mit SMILE lässt sich Kurzsichtigkeit bis -10 dpt – entsprechend einer Achsenlänge von ca. 27 mm – beheben. Voraussetzung dafür ist eine ausreichende Hornhautdicke, weil der Laser den Sehfehler korrigiert, indem er die Hornhaut abflacht.
Implantierbare Kontaktlinsen wie die IPCL werden zusätzlich zur natürlichen Linse über einen minimalen Schnitt in die Hinterkammer des Auges eingepflanzt. Sie sind in verschiedenen Sehstärken verfügbar und ermöglichen dadurch auch die Korrektur von Fehlsichtigkeiten, bei denen Lasern nicht möglich ist – einschließlich hoher Myopie.
Die Untersuchung
Die Untersuchung wurde bei Patientinnen und Patienten bei der Breyer, Kaymak & Klabe Augenchirurgie und der nordBLICK Augenklinik Bellevue (Kiel) durchgeführt. Myope junge Erwachsene, die sich dort einer beidseitigen SMILE oder IPCL-Implantation unterzogen hatten, erhielten die Möglichkeit an einer Nachuntersuchung teilzunehmen. Folgende Messungen wurden bei ihnen durchgeführt.
- Biometrie mit Zeiss IOL-Master 700
- subjektive Refraktion
- Untersuchung des vorderen und hinteren Augenabschnitts mit der Spaltlampe
Die Ergebnisse
54 SMILE-Patienten (Alter 30,70 ± 3,90 Jahre) erschienen zur Visite; die SMILE lag 2,78 ± 1,12 Jahre zurück. Das präoperative sphärische Äquivalent betrug -4,03 ± 1,85 dpt und veränderte sich auf -0,09 ± 0,23 dpt. Es wurde eine Abnahme der zentralen Hornhautdicke durch die Operation von 0,650 ± 0,025 mm (p<0,001) sowie eine Abnahme der axialen Länge ohne Berücksichtigung der zentralen Hornhautdicke von 24,63 ± 1,09 mm auf 24,58 ± 1,08 mm (p<0,01) festgestellt.
13 IPCL-Patienten (Alter 32,0 ± 4,10 Jahre) kamen zur Visite. Die Operation lag 2,97 ± 1,75 Jahre zurück und das präoperative sphärische Äquivalent betrug -7,93 ± 2,85 dpt. Postoperativ lag es bei -0,33 ± 0,48 dpt. Die axiale Länge nahm von 26,25 ± 1,70 mm auf 26,48 ± 1,83 mm postoperativ zu (p<0,001).
Schlussfolgerungen
In der SMILE-Gruppe zeigen die erhobenen Achsenlängen und Refraktionen keine relevante Veränderung der Augen hinsichtlich der Myopieprogression. Das veränderte Hornhautprofil nach der SMILE-Operation scheint einen peripheren positiven Defokus zu verursachen, was zu einer Hemmung der Myopieprogression führen kann (s. Grafik). Das bedeutet, im Vergleich zu einer Brillenkorrektur schritt die Myopie nach dem Augenlasern langsamer voran.
In der IPCL-Gruppe wurde eine signifikante Zunahme der Achsenlänge wurde festgestellt. Dies deutet darauf hin, dass bei stark myopen Patienten nach dem 18. Lebensjahr das Achsenlängenwachstum noch nicht abgeschlossen ist.