2017 publizierten Forscher der Universität Theheran im Journal of Ophthalmic & Vision Research eine Literaturübersicht und -analyse aller wissenschaftlichen Fachartikel der letzten 20 Jahre, die sich mit Kontaktlinsenproblemen und -risiken befassten. [1] Darin beschrieben sie die häufigsten Kontaktlinsenprobleme, Nebenwirkungen und Risiken sowie den richtigen Umgang mit diesen.
'Kontaktlinsenunverträglichkeit' – was bedeutet das?
Die Gesellschaft für den Tränenfilm und die Augenoberfläche (Tear Film & Ocular Surface Society, TFOS) definiert Kontaktlinsenunverträglichkeit als eine Episode oder dauerhafte Periode, in der es zu einem unangenehmen bis schmerzhaften Empfinden auf der Augenoberfläche kommt, das durch das Tragen von Kontaktlinsen hervorgerufen wird. Diese mangelnde Verträglichkeit zwischen der Kontaktlinse und der Augenoberfläche ist durchaus normal zu Beginn der Tragezeit, sie sollte aber nach einigen Wochen verschwinden.
Ursachen für eine Kontaktlinsenunverträglichkeit
In allen Studien entwickelten zwischen 23 und 94 Prozent der Studienpatienten nach längerer Tragedauer eine Unverträglichkeit gegenüber Kontaktlinsen. Die Ursachen dafür können sehr unterschiedlich sein und drei Bereiche betreffen:
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Die Linse, z.B. Design, Material, Anpassung der Linse an das Auge sowie die Hygiene oder die Inhaltsstoffe der Reinigungsflüssigkeit.
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Beim Patienten selbst können die Ursachen für die Unverträglichkeit liegen wie z.B.
- die Beschaffenheit des Tränenfilms
- ggf. allergische Reaktionen
- die Sehgewohnheiten (häufiges oder seltenes Blinzeln)
- die Tragegewohnheiten der Linse
- die Einnahmen von Medikamanten
- sowie Alter, Geschlecht, erbliche Veranlagung etc.
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Daneben sind externe Faktoren zu beachten, z. B. Klimanlagen, Raumfeuchtigkeit, Wind, Staub o.ä.
Jede Art von Unverträglichkeit schränkt nicht nur den Tragekomfort von Kontaktlinsen ein, sondern kann auch zu schmerzhaften und wiederholten Entzündungen der Hornhaut führen oder das Tragen von Kontaktlinsen zeitweilig und sogar dauerhaft als Korrekturmöglichkeit ausschließen. Die regelmäßige Kontrolle durch einen Augenarzt ist daher sehr wichtig, wenn Sie häufig Kontaktlinsen tragen. Bei stark geröteten Augen oder Schmerzen sollten Sie unbedingt sofort einen Augenarzt aufsuchen – an Wochenenden oder Feiertagen darf es auch die Notaufnahme sein, denn schließlich geht es um Ihr Augenlicht.
Bildung neuer Blutgefäße
Rund 10 bis 30 Prozent der Menschen, bei denen sich neue Blutgefäße um die Hornhaut bilden, tragen Kontaktlinsen. Vor allem bei Menschen, die eine starke Kurzsichtigkeit oder einen hohen Astigmatismus haben, entstehen nach langjährigem Tragen von Kontaktlinsen häufig feine, neue Blutgefäße um die Iris herum bzw. an den Rändern der Kontaktlinse. Damit versucht das Auge, die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Hornhaut zu verbessern, die durch das Tragen der Kontaktlinsen etwas eingeschränkt sein kann, z.B. weil die Kontaktlinse aufgrund ihrer Optik an den Rändern etwas dicker ist als in der Mitte. Ein Grund dafür können aber auch schlecht angepasste Kontaktlinsen sein. Auf jeden Fall ist es ratsam, in einem solchen Fall einen Augenarzt zu konsultieren.
Bogenförmige Verletzungen durch weiche Kontaktlinsen
Bogenförmige Verletzungen , sogenannte 'Superior epithelial arcuate lesions' (SEALs) wurden erstmals 1970 beschrieben als eine Nebenwirkung weicher Kontaktlinsen der ersten Generationen. Diese Verletzungen des vorderen Hornhauteptithels sind mit der Spaltlampe sichtbar und werden durch die Bewegung des Augenlides über den Augapfel hervorgerufen. Weiche Kontaktlinsen neuerer Generationen verursachen deutlich seltener derartige Verletzungen. Bemerkbar machen sie sich meist durch ein Fremdkörpergefühl. In einem solchen Fall sollte sofort eine Kontaktlinsenpause eingelegt werden, bis die Verletzungen vernarbt sind. Empfohlen wird auch, andere Kontaktlinsen zu verwenden, z.B. Tageslinsen.
Gigantopapilläre Bindehautentzündung
Viele Kontaktlinsenträger (zwischen 1,5 und 47,5 Prozent der Studienpatienten) litten unter einer besonderen Form der Bindehautentzündung (Gigantopapilläre Konjunktivitis, GPC). Dabei führen Eiweißablagerungen aus dem Tränenfilm in Verbindung mit Ablagerungen auf den Kontaktlinsen zu einer mechanischen Reizung bei jedem Lidschlag. Oft ist nicht nur das Auge gerötet, auch die Innenfläche des Augenlides ist entzündet.
Rund 50 Prozent der Kontaktlinsenträger leiden unter trockenen Augen
Langjähriges Tragen von Kontaktlinsen bewirkt bei 50 Prozent der Patienten eine Störung des Tränenfilms mit den bekannten Symptomen eines Trockenen Auges. Diese sollten unbedingt sofort behandelt werden, bevor die Kontaktlinsen weiter getragen werden. Als Alternative raten wir eher zu einer Augenlaserbehandlung mit dem ReLEx-SMILE-Verfahren, sofern Sie aufgrund Ihrer Fehlsichtigkeit geeignet und Ihre Augen gesund sind. Wir beraten Sie gerne.